Weltpremiere des BMW Fünfer Touring - Freude am Laden (2024)

Jetzt ist es tatsächlich BMW gelungen, als erster deutscher Premiumhersteller einen elektrischen Kombi zu bringen. Doch die Transporter-Version des neuen Fünfer-BMW kann auch Diesel, Hybrid und noch so viel mehr. Aber lesen Sie selbst.

Welcher deutsche Premiumhersteller würde den ersten elektrisch angetriebenen Kombi bringen? Mercedes war bei dieser Challenge sowieso raus, die Schwaben setzen künftig eher auf international besser zu vermarktende SUV, wenn man dem eigenen Bekunden Glauben schenkt. Aber Audi arbeitet hart an einem elektrisch angetriebenen Avant der gehobenen Mittelklasse, wie kolportiert wird. Egal, der Fünfer-BMW ist jetzt da. Live und in Farbe darf ich den bayerischen Lastesel selbst betrachten und sogar anfassen (aber noch nicht fahren).

Mit der eleganten Front der Limousine geht er beileibe nicht so offensiv auf Kundenfang wie beispielsweise der riesengroße Siebener, ohne sich jedoch Schnickschnack zu verkneifen. Dazu gehört zweifelsohne die beleuchtete Niere mit dem Marketingnamen "BMW Iconic Glow". Kann man belächeln. Aber hey, wenn du dieses Phänomen einmal in der realen Nacht erlebt hast, findest du es irgendwie auch cool. Vielleicht.

Ehrlich gesagt ist es gar nicht so einfach, diesen neuen Multifunktions-BMW zu besprechen. Wo soll ich bloß starten? Zum Beispiel damit, dass es sich gar nicht per se um einen elektrisch angetriebenen Kombi handelt. Jedenfalls nicht ausschließlich. Das Schöne an der BMW-Strategie ist ja, dass die Händler weder Diesel- noch Elektroautofans nach Hause schicken müssen. Und auch keine Vierzylinder-Gegner, denn es kommen ja schließlich demnächst Sechszylinder. Und sogar Achtzylinder, wenn man Fachmagazine aufmerksam studiert. Doch das ist ein anderes Thema und bekommt zu gegebener Zeit sicherlich eine eigene Geschichte.

Der Fünfer ist King-Size-Businessklasse

Bevor ich aber jetzt einfach technische Daten aneinanderreihe, laufe ich lieber noch mal um den Kombi herum. Der ist analog zur Limousine ein ziemlich großes Auto geworden und eigentlich keine gewöhnliche Businessklasse mehr. Wobei, BMW hat die Maßstäbe einfach verschoben angesichts eines Siebeners im Fast-Rolls-Royce-Format. Mit 5,06 Metern Länge sprengt der Fünfer das gewöhnliche Maß, für den Radstand von drei Metern gilt selbiges. Mit dem bekannten Resultat aus der Limousine: Die Beine der Fondpassagiere genießen Freiraum der XXL-Klasse. Zu dumm, dass man mit dem Fünfer in Paris demnächst ebenfalls den dreifachen Preis für öffentliches Parken bezahlen muss.

Die Elektroversionen starten mit 2,2 Tonnen, während der Basisdiesel 1,8 Tonnen wiegt. Insofern empfiehlt sich, den großen Kofferraum schnell am Straßenrand auszuräumen und ab ins Parkhaus. Apropos Kofferraum. BMW nennt 1700 Liter Laderaumvolumen unabhängig von der Antriebsart (batterieelektrisch, Diesel oder Plug-in-Hybrid). Das ist schon nicht schlecht, aber angesichts der Größe hätten es ruhig 2000 Liter plus sein können. Na ja, Schwamm drüber, der Fünfer ist eh mehr Lifestyler als Transporter.

Der schicke Innenraum stimmt dann wieder milde mit dem architektonisch edel inszenierten, gebogenen Display, das es in dieser Generation ja in sich hat. Die Rede ist von Gaming und Videostreaming. Jetzt könnte man natürlich böse sein und sagen, das hätten die elektrisch angetriebenen Varianten auch nötig bei bloß 205 Kilowatt Peak-Ladeleistung. Das 400-Volt-Bordnetz müssen wir Journalisten euch BMW-Verantwortlichen im Sinne unserer investigativen Tätigkeit eben immer wieder aufs Butterbrot schmieren, da könnt ihr noch so oft auf die "BMW Neue Klasse" verweisen.

Gut, mal abwarten, wie schnell in der Praxis wirklich geladen wird. Und natürlich auch, ob ein doppelmotoriger i5 M60 xDrive tatsächlich mit maximal 20,8 kWh je 100 Kilometer im gemittelten WLTP-Verbrauch hinkommen soll. Vermutlich weniger, falls 601 PS sowie 820 Newtonmeter dazu genutzt werden, um binnen 3,9 Sekunden auf 100 km/h zu beschleunigen und 230 Sachen Topspeed zu fahren. Der BEV-Einsteiger eDrive40 (Heckantrieb) mit 340 PS und 430 Newtonmetern soll zwischen 16,5 und 19,3 kWh verbrauchen in der gleichen Disziplin und nötigenfalls innerhalb von 6,1 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen. Sein Spitzentempo liegt bei etwas mickrigen 193 km/h.

Ob Sparfüchse dann wohl eher zum vierzylindrigen 520d Touring mit zwei Litern Hubraum und 197 PS greifen? Der soll ziemlich sparsam sein mit seinem mild hybridisierten Antriebsstrang (11 PS nebst 25 Newtonmeter Elektroboost) und nicht einmal sechs Liter Diesel je 100 Kilometer konsumieren. Macht bei 60 Litern Tankinhalt stramme 1000 Kilometer Reichweite. Die BEV-Varianten mit 81 kWh Netto-Strommenge müssen nach spätestens 560 Kilometern wieder an den Charger. Allerdings wird Dienstwagenfahrern (und davon gibt es in diesem Segment jede Menge) der Umstieg durch die 0,5-Prozent-Regelung bei der Dienstwagensteuer monetär versüßt.

Sechszylinder-Diesel kommt

Finanziell unabhängige Freiberufler, höhere Beamte oder auch Lottogewinner dürfen sich auf den drei Liter großen Genussdiesel namens 540d xDrive freuen, den BMW an dieser Stelle bestätigt hat. Der Reihensechszylinder kommt inklusive 18 PS sowie 200 Newtonmetern Elektroboost auf 299 Pferdchen (und 650 Newtonmeter Verbrenner-Drehmoment) - Punch, der den Standardsprint auf 100 km/h binnen 5,4 Sekunden absolvieren und 250 Sachen rennen lässt.

Das Beste aus zwei Welten (Elektro und Verbrenner) hingegen kombiniert der zumindest vorerst bloß als Vierzylinder erscheinende Plug-in-Hybrid mit 299 PS Systemleistung. Sein Zweiliter-Benziner leistet 190 PS, der Stromer 184 - außerdem stehen 450 Newtonmeter Systemdrehmoment zur Verfügung und zumindest so viel Akku, dass knapp 100 Kilometer rein elektrisch zurückgelegt werden können. Die elektrische Topspeed liegt bei 140 km/h, hybridisch sind 220 Sachen möglich sowie ein 6,4 Sekunden kurzer Sprint auf Landstraßentempo. Sämtliche Varianten bis auf die elektrisch angetriebenen Ausgaben setzen auf die bewährte Achtstufenautomatik aus dem Hause ZF.

Spektakulär am Fünfer ist, dass er optional freihändig bewegt werden kann, sofern man den Blick auf die Straße richtet (die Elektronik passt peinlich genau auf). Und per Augenbefehl überholen vermag er ebenfalls. Noch ein bisschen Fahrwerkstechnik gefällig? Variable Lenkübersetzung, Luftfederung und Wankstabilisierung sind Features, die je nach Motorisierung teils optional und teils serienmäßig an Bord des neuen BMW Fünfers wandern. Mit 48-Volt-Bordnetz gehen so manche Dinge.

Im Mai wird der werksintern auf den Code "G61" hörende Fünfer Touring erst zu den Händlern und dann zu den Kunden rollen. Bis dahin sollte das Spiel mit dem hoffentlich bald startenden Konfigurator auf der Website trösten. Oder bis man das nötige Kleingeld zusammen hat eben. Unter 60.000 Euro dürfte es jedenfalls schwierig werden.